Codex Septentrio

Es folgt der Codex Septentrio Militia in der aktuellen Version.

Der Codex ist auch hier zum Download erhältlich.

Codex Septentrio:

Grundsätzlich soll sich der Codex Septentrio, von anderen Codizes dahingehend unterscheiden, dass er den Kämpfern das größtmögliche Maß an Freiheit einräumen soll, wobei vor allem an die Eigenverantwortung der Kämpfer appelliert wird. Wir halten nichts davon, Leuten zu sagen, wo sie sich treffen dürfen und wo nicht, welche Schläge zugelassen sind und welche nicht, da jeder im vernünftigen Rahmen selbst wissen muss welche Art des Kampfes er praktizieren will. Wichtig ist dabei vor allem das Einvernehmen unter den K?mpfern, die sich gegenüberstehen darüber, was erlaubt ist und was nicht, in welcher Stärke gekämpft werden soll und welche Trefferzonen zugelassen sein sollen.

Demgegenüber steht ein Mindeststandard an Anforderungen an die Ausrüstung für alle Kämpfer und die jeweiligen Anforderungen, die von bestimmten Härtegraden des Kampfes und vereinbarten Trefferzonen abhängen.

Ziel unserer Kämpfe ist weder der sportliche Wettstreit noch das pedantische Nachempfinden historisch überlieferter Schwertschulen. Natürlich fließen in unseren Kämpfen Elemente beiden Aspekten mit ein, aber im Vordergrund steht vor allem das Ziel, dem Publikum eine gute Show zu liefern. Was allerdings keinesfalls bedeutet, dass der Schaukampf das erstrebte Ziel sein soll... ganz im Gegenteil... angestrebt wird vielmehr einen dynamischen Schlagabtausch in einer gewissen Härte darzustellen, in dem sich die Kontrahenten durchaus miteinander messen, aber durchaus auch mal Showeffekte einfließen lassen. Dazu kann gehören, dass man sich mal entwaffnen lässt, um dann mit dem Dolch in den Nahkampf zu gehen, den Schwertgriff auch mal als Schlaginstrument missbraucht, und zur Not mit den Fäusten und Tritten den Gegner angreift, es in einem Ringen gipfelt, dass beide zu Boden führt wo beide sich um einen Dolch balgen, um dem anderen damit ein Ende zu setzen...

Kurz gesagt, es soll die Illusion eines Kampfes vermittelt werden, der mit Härte und Verbissenheit geführt wird. Dieses erreichen unserer Meinung nach weder die Schaukämpfer noch die Anhänger der Schwertschulen ebenso wenig die reinen Sportkämpfer...

I. Die Ausrüstung

Mindeststandart an Ausrüstung ist ein schaukampftaugliches (!!!) Schwert, sowie gepolsterte Handschuhe (Kettenhandschuhe sofern es sich nicht um bloße "Metzgerhandschuhe" handelt, Polsterhandschuhe, Panzerhandschuhe, Handschuhe, die mit gehärtetem Leder beschlagen sind und dergleichen)und wenigstens ein Gambeson. Letzteres kann beim bloßen Training auch weggelassen werden, empfiehlt sich aber dennoch.

1. Pflichtausrüstung

- Das Schwert muss mindestens über eine Schlagkante von 3mm verfügen und sollte nicht spitzer zulaufen als ein kleiner Finger beim Kämpfen ohne Stiche, nicht spitzer als ein Daumen beim Kampf mit Stichen.

Es GIBT KEINE "bedingt schaukampftauglichen" Schwerter! Entweder es ist schaukampftauglich oder nicht. Ausnahmen werden in dieser Hinsicht nicht gemacht, da eine abgebrochene herumwirbelnde Klinge nicht nur die beiden Kämpfer gefährdet, sondern auch unbeteiligte Dritte (z.B. Zuschauer).

(i.d.R. Ab 80 euro; erhältlich)

- Die Handschuhe sind aufgrund unserer Erfahrungen mit diversen Handverletzungen auch bei erfahrenen Kämpfern ebenso ein zwingend vorgeschriebenes Utensil, denn auf die Finger bekommt man früher oder später IMMER mal was, und es hat keiner etwas davon, wenn man für ein Wochenende oder länger als Kämpfer ausfällt, nur weil man leichtsinnig ohne Handschuhe gekämpft hat. Vor allem die Verletzungen, die TROTZ gepanzerter Handschuhe an den Fingern entstanden sind, zeigen, wie wichtig es ist, welche beim Kampf zu tragen, da man sich vorstellen kann, was ohne sie passiert wäre. Schützende Handschuhe für den Schwertkampf gibt es in diversen Variationen. Die besten sind natürlich die stählernen "Häntzen" die allerdings auch ne hübsche Stange Geld kosten. Kosten die sich allerdings wirklich lohnen, da Billighandschuhe entweder sehr unbeweglich sind und die Schwertführung erschweren oder unzureichend schützen, meist leider beides. Kettenhandschuhe bieten auch nur einen eher schlechten Schutz, aber immerhin überhaupt einen gewissen Schutz; allerdings kann man diesen erheblich verbessern, wenn man leicht gepolsterte Handschuhe darunter trägt (entweder dafür vorgesehene Gambesonhandschuhe oder zur Not gut gefütterte Winterhandschuhe).

(i.d.R. ab 40-50 euro erhältlich)

- Das Gambeson sollte ebenfalls getragen werden. Da es die meisten Schläge auf ein erträgliches Maß hinabdämpft, vor allem bei Treffern auf dem Ellbogengelenk, aber auch bei Unterarmen und Rippen...daher wird empfohlen, beim Kauf darauf zu achten, dass es sich um ein Gambeson mit LANGEN ärmeln handelt. Beim Kampf mit Stichen (siehe Mindestanforderung an die Schwertspitze), ist wenigstens ein Gambeson zu tragen Pflicht.

(i.d.R. ab 40 euro erhältlich)

2. Empfohlene Schutzausrüstung

Im Gegensatz zu anderen Codizes ist das Tragen eines Helmes keine Pflicht, es sei denn man hat sich auch auf den Kopf als Trefferzone geeinigt. In diesem Falle sollte es ein Helm sein, der das Gesicht ausreichend schützt, also wenigstens Brillennasal oder Barbuta, besser noch Topfhelm oder Visier- /Vollhelm. Bei letzteren sollte man allerdings darauf achten ein ausgewogenes Verhältnis von Sichtfreiheit und Schutz zu erreichen. Geschlossene Helme sollte man vor dem Kauf daher besser immer mal anprobiert haben, um sich zu vergewissern, dass man darin auch genug sehen kann und während eines Kampfes auch genug Luft bekommt.

Grundsätzlich ist ein Helm oder eine Kettenhaube mit Polsterunterhaube zwar empfehlenswert, aber wir überlassen es jedem selbst zu entscheiden, wie er sich schützen will, sofern die oben erwähnten Mindeststandards eingehalten werden, ohne die es nun einfach nicht geht.

Daneben hat es sich als ungemein nützlich erwiesen, Knie- und Ellbogengelenke zusätzlich zu schützen, da Treffer dort auch mit Gambeson und Kettenhemd oft recht schmerzhaft sind. Dies kann entweder durch hübsche (und teure) so genannte "Kacheln" aus Stahl geschehen (Kniekacheln/Ellbogenkacheln), die über dem Kettenhemd/Gambeson getragen werden, oder durch (günstigere) Knie- und Ellbogenschoner, vom Skaten oder Rollschuhlaufen, die man auf Trödelmärkten zu Spottpreisen erhalten kann. Motorradprotektoren erfüllen diese Zwecke zwar noch besser, sind aber auch recht teuer. Auch das Schienbein sollte in dieser Art geschützt werden. Da solche "modernen" Accessoires auch unter der Kleidung getragen werden können, wird der optische Eindruck damit auch nicht gestört, der Schutz den diese Dinge bringen hingegen ist nahezu unbezahlbar.

Ein Kettenhemd dagegen ist ein eher optisches Beiwerk bei der Ausrüstung, da den eigentlichen Schutz vor stumpfen Waffen das Gambeson leistet (auch wenn dieser durch ein Kettenhemd natürlich ein wenig verstärkt wird). Aber besser ein Gambeson und kein Kettenhemd als umgekehrt; ein Kettenhemd allein nützt nämlich wenig bis gar nichts.

3. Waffen

An Waffen ist bei uns alles zugelassen, was als Schaukampfwaffe klassifiziert ist (Schwerter, Äxte, Dolche, Speere, Stumpfe Hiebwaffen usw.). Wer mit welchen Waffen, wogegen antreten will, und ob seine Ausrüstung dafür geeignet ist, muss jeder selbst entscheiden, wobei eine gewisse Eigenverantwortung vorausgesetzt werden darf...(Dass man z.B. mit einem Schwert ohne Schild, nur mit Gambeson und Handschuhen geschützt besser nicht gegen einen Schaukampfmorgenstern antreten sollte, versteht sich zwar von selbst, aber wer meint dies tun zu müssen...)

An Schilden sind alle solche zugelassen, die ihren Zweck erfüllen und keine spitzen Dorne, scharfen Ränder abstehende Nägel oder ähnliches aufweisen. Sie dürfen im Kampf auch als Waffe verwendet werden, in einem Umfang der der Ausrüstung des Gegners gerecht wird (soll heißen, dass Stöße mit dem Schildrand z.B. nur zugelassen sind, wenn der Gegner einen geschlossenen Helm trägt usw.)

II. Die Trefferzonen und Schlagvariationen

1. Trefferzonen

Zu Trefferzonen kann hier nicht viel gesagt werden, da in dieser Hinsicht die einzige formelle Beschränkung darin liegt, dass der Kopf nur dann zugelassen ist, wenn beide Kämpfer entsprechende Helme tragen. Alles andere obliegt der Vereinbarung zwischen den Kämpfenden.( Auch wenn man die empfindsamen Regionen bei uns Herren womöglich auch pauschal von den Trefferzonen ausnehmen sollte...)

Bei der Vereinbarung der Trefferzonen sollten, die Kämpfer am besten den Grad und den Umfang ihrer Schutzausrüstung berücksichtigen, allerdings ist das (neben den genannten Beschränkungen von Kopf und Händen) gänzlich ihnen überlassen.

Da hier ein wesentlicher Teil der Verpflichtungen auf Vereinbarungen beruhen, versteht es sich von selbst, dass solche Leute dauerhaft disqualifiziert werden, die vorsätzlich dagegen verstoßen.

2. Schlagkraft

Welche Kraft die Kämpfer in ihre Schläge geben kann ebenfalls vorher vereinbart werden, oder sich aus dem Kampf ergeben. Entwickelt sich der Kampf dergestalt, dass die Schlagkraft der Kämpfer als zu gefährlich erscheint, ist diese herabzumindern wenn der Kontrahent oder einer der umstehenden Kämpfer dazu auffordern (letzteres hat seinen Sinn darin, dass den Kämpfern innerhalb eines Kampfes oft gar nicht klar ist zu was für einer Wucht sich der Schlagabtausch im Laufe eines Kampfes hochgeschaukelt hat.)

3. Schlagvariationen und Stiche

Grundsätzlich sind alle Arten von Schlägen zugelassen. Auch Stiche sofern Gambesons getragen werden und die Schwerter entsprechend zulässige Spitzen haben. Schläge mit dem Schwertgriff oder dem Panzerhandschuh zum Kopf sollten allerdings nur dann ausgeführt werden, wenn ein Helm getragen wird, Schläge mit der Klinge nur wenn ein geschlossener Helm getragen wird. Stiche zum Kopf sind IMMER unzulässig (kann schließlich auch mal in die Augenschlitze gehen).

Mit Kettenhandschuhen oder Polsterhandschuhen, kann hingegen auch ruhig mal gegen den ungeschützten Kopf schlagen (sofern dies vorher vereinbart wurde)...

Als authentisch und publikumswirksam hat sich auch der Stich erwiesen, der mit dem Schwert ausgeführt wird, das mit der einen Hand am Griff und mit der anderen unterhalb der Spitze ähnlich einem Speer gehalten wird. So hat man früher versucht durch schwerere Kettenpanzerung zu stoßen und kann den Griff auch mit ordentlicher Wucht zum Schlag verwenden.

4. "Siegeskriterien"

Wie oben schon erwähnt, ist das Ziel unserer Kämpfe weniger ein "Sieg" als vielmehr eine gute Show. Allerdings verleiht das Ziel, einen Kampf zu gewinnen diesem auch durchaus mal einen gewissen Biss. Diesen jedoch von einzelnen Treffern abhängig zu machen, hat sich als kontraproduktiv erwiesen, da der Kampf dann meistens auf ein zögerliches gegenseitiges Umkreisen mit wenig Schlagabtausch hinausläuft. Einfach nur zu kämpfen bis einer nicht mehr kann, ist auch oft ganz nett, führt aber dazu, dass die Verteidigung oft sehr unauthentisch vernachlässigt wird, was auch dem Publikum nicht entgeht. Daher praktizieren wir (zumindest vor Publikum) eine Art Mittelweg.

- Leichte Treffer zählen gar nicht (Streifschläge, "lasche" Schläge, Schläge mit der flachen Klinge etc.).

- Gut gesetzte Treffer an Armen und Beinen können showwirksam vom Getroffenen umgesetzt werden (z.B. Schmerzensschrei und vorgespielte Unbrauchbarkeit des getroffenen Gliedes).

- Gut gesetzte Treffer an Rumpf oder Kopf sollten in ersterem Falle wenigstens einen vorgespielten erheblichen Stärkeverlust mit einhergehendem zurückzucken/taumeln oder den gut inszenierten Tod zur Folge haben. (letzteres ist vor allem dann verführerisch, wenn man am Ende seiner Kräfte ist). Wie man einen gut gesetzten Treffer gegen den behelmten Kopf werten will, kann man halten wie man mag, da das Tragen eines Helmes einen Schwertkämpfer in der Realität ja eben vor Verletzungen bewahren sollte, weshalb dies nicht unbedingt mit dem Vorspielen des Todes enden muss.

Man kann den Ausgang eines Kampfes vorher absprechen, oder ganz nach Situation spontan im Kampf auf das ein oder andere Ende hinwirken.

Ansonsten kann man es beim Training natürlich halten wie man will. Mal auf Einzeltrefferausscheiden kämpfen, mal ein paar nette Techniken schaukampfmäßig einstudieren, die man im Kampf vorm Publikum dann auch immer mal hübsch einfließen kann, Konditionskampf unabhängig von Treffern, Schwertschultechniken usw.

Von allem ein wenig, ohne sich auf das ein oder andere versteifen zu müssen führt zu einem Kampf, wie wir ihn uns vorstellen.

III. Sonstige Kriterien

1. Alkoholkonsum

Fast überall wird es mit dem Alkoholkonsum so gehandhabt, dass für den Kampf ein 0,0 Promillewert verlangt wird, und jeder, der auch nur ein Bier getrunken hat, vom Kampf ausgeschlossen ist.

Ganz so rigoros wird es bei uns nicht gehalten. Wir orientieren uns dabei eher an den Richtlinien der Straßenverkehrsordnung bezüglich der Menge Alkohol mit der man noch ein Kraftfahrzeug führen darf, also etwa einem Wert von 0,5 Promille, was ein bis zwei Bieren gleichkommt.

Wer dennoch an der 0,0 Grenze festhalten will kann dies für sich natürlich auch gerne tun und sich beim Kampf/Training dann auf solche Gegner beschränken, die es ebenso halten.

Bei Konsum, der leicht über 0,5 hinausgeht, kann noch sanft trainiert oder leicht geplänkelt werden.

Angetrunkene bzw. Betrunkene kämpfen hingegen gar nicht.

2. Volljährigkeit

Grundsätzlich sind gemäß den geltenden Verwaltungsvorschriften zum Waffenrecht Schaukampfwaffen keine "Waffen" im rechtlichen Sinne, weswegen zumindest das Waffenrecht keine Einschränkungen zur Führung von Schaukampfwaffen nur auf Volljährige beschränkt.

Allerdings können sich im Falle von Verletzungen bei Minderjährigen Probleme wegen der Haftung ergeben, weswegen wir mittlerweile folgendes praktizieren:

- "Richtige" Kämpfe und hartes Training nur unter Volljährigen.

- Training und leichter Schlagabtausch von Volljährigen mit Minderjährigen nur mit größter Vorsicht effektiver Schutzausrüstung beim Minderjährigen und das auch nur, wenn es sich bei dem Volljährigen um einen erfahrenen und nüchternen Kämpfer handelt.

- Kämpfe und Training mit Schaukampfwaffen unter Minderjährigen sind IMMER untersagt, egal über welche Erfahrung oder Schutzausrüstung diese verfügen.

- Ein wenig simulierter Kampf mit kleineren Kindern nur von erfahrenen, volljährigen und nüchternen Kämpfern, nur mit Kurzen Waffen (Kurzschwert, Langdolch, Dolch).

(c) by Freye Templer Septentrio